Anfang 2015 traf ich dank Vermittlung von Gică erstmals Colorado hier in Berlin. Er und ich wurden Kollegen und gemeinsam mit einer weiteren Kollegin betreuten wir ein befristetes Projekt von Amaro Foro e.V., in dem wir Beratung für rumänischsprachige Bewohner/-innen einer Schrottimmobilie anboten, die damals in Berlin für Schlagzeilen sorgte. Es war eine Arbeit, die ohne Colorado aus meiner Sicht in der Form nicht möglich gewesen wäre.
Im Laufe der Zeit erzählte Colorado mir, dass er mit Philip Scheffner und Merle Kröger an einem neuen Filmprojekt arbeitet. Es sollte ganz anders als ‚Revision’ werden, nicht nur formal, auch inhaltlich. Die in diesem Film zentrale Darstellung der schmerzlichen Erfahrungen mit den rassistischen und deutschen Zuständen, der Bogen, den der Film von den 1990er Jahren in die Gegenwart schlägt, hatten mich beeindruckt. Ich war neugierig, was nun folgen sollte – und ich wurde nicht enttäuscht.
Colorado, seine Kinder und weitere Verwandte filmen in selbst bestimmten Momenten, in denen die Kamera immer bewusster Bestandteil der Darstellungen ist. Offensichtliche Anstrengungen zur gezielten Inszenierung oder die Sichtung bereits abgedrehten Filmmaterials sind Teil der Handlung. Es gibt mehrere Ebenen von Filmen im Film. Und wenn die Beteiligten laut über Formales, den Handlungsverlauf oder ihre eigenen Rollen reflektieren, entstehen schöne und mitunter sehr komische Momente. Die Erzählfragmente der einzelnen, sich oft selbst filmenden Familienmitglieder werden von Colorado zusammengehalten: Seine Tagebucheinträge bilden eine Art narrativen Rahmen, der gleichzeitig einen sehr intimen Zugang zum Dargestellten bietet. In den existenziellen Fragen, die für Colorado und seine Familienmitglieder als Roma aus Rumänien hier vielfach aufscheinen, liegt schließlich auch die politische Dimension von AND-EK GHES…